Wegweiser für psychische Gesundheit im Kanton Bern
Wegweiser für psychische Gesundheit im Kanton Bern
Welche psychischen

Psychische Erkrankungen äussern sich unterschiedlich. Ob Angststörung, Suchterkrankung, Depression oder Borderlinestörung: Jede psychische Erkrankung ist für die Betroffenen sehr belastend. Doch mit der richtigen Behandlung können sie wieder stabil und gesund werden.
Psychische Erkrankungen im Überblick
Psychische Erkrankungen werden nach internationalen Kriterien in der ICD-10 der WHO klassifiziert. Wir beschreiben im Folgenden die häufigsten psychischen Erkrankungen und Entwicklungsstörungen möglichst kurz und verständlich. Die Liste ist nicht abschliessend. Eine Diagnose können nur Psychiater:innen oder Psychotherapeut:innen stellen.
Beschreibung
Von einer Sucht- oder Abhängigkeitserkrankung sprechen wir dann, wenn jemand seinen Alltag nur noch mit Hilfe eines bestimmten Verhaltens oder einer Substanz bewältigen kann. Menschen können beispielsweise von Alkohol, illegalen Drogen, Tabak, Medikamenten, Gaming, Glücksspielen oder se*uellen Kontakten abhängig sein.
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Beschreibung
Ängste helfen uns, Gefahren zu vermeiden. Wenn Ängste sich jedoch verselbständigen, kann sich daraus eine Angststörung entwickeln. Angststörungen können den Alltag stark beeinträchtigen. Sie können dazu führen, dass Betroffene bestimmte Situationen oder Objekte vermeiden oder sich sozial zurückziehen.
- Phobien
Bei Phobien lösen bestimmte Situationen oder Objekte, die normalerweise nicht gefährlich sind, intensive Angst aus. Beispiele: Spinnenphobie, Höhenangst, Platzangst. - Soziale Phobien
Hier fürchten sich Betroffene intensiv vor sozialen Situationen. So macht es ihnen zum Beispiel Angst, vor anderen Menschen zu sprechen oder neue Menschen kennenzulernen. Diese Situationen können Herzpochen, feuchte Hände, Bauchschmerzen oder Stottern auslösen. In der Folge vermeiden Betroffene soziale Situationen, die sie für bedrohlich halten. - Panikstörungen
Bei einer Panikstörung kann aus einer intensiven Angst Todesangst werden. Panikattacken können plötzlich auftreten, ohne konkreten Auslöser. Sie werden oft von intensiven körperlichen Reaktionen begleitet, die sich wie ein Herzinfarkt anfühlen können. Betroffene vermeiden deshalb oft Orte, an denen sie schon eine Panikattacke erlebt haben. - Generalisierte Angststörungen
Generalisierte Angststörungen äussern sich in chronischen Sorgen und intensiven Ängsten – zum Beispiel vor dem Tod, vor Krankheiten, vor Versagen oder Unfällen. Diese stehen in keinem Verhältnis zur tatsächlichen Gefahr. Die Ängste lösen im Körper grossen Stress aus und können zu Schlafstörungen, Verspannungen, Reizdarm, Erschöpfung oder Depression führen - Zwangsstörungen
Bei einer Zwangsstörung drängen sich bestimmte Gedanken und Handlungen zwanghaft und gegen den eigenen Willen auf. Die Aussicht, dem Zwang nicht nachgeben zu können, löst unerträgliche Angst und Anspannung aus. Die Zwangshandlungen oder Zwangsgedanken dienen den Betroffenen dazu, wieder ein vermeintliches Gefühl von Sicherheit zu erlangen.
Beschreibung
ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Syndrom) und ASS (Autismus-Spektrums-Störungen) sind neurologische Entwicklungsstörungen. Das Gehirn von ADHS- und ASS-Betroffene verarbeitet Reize anders als jenes von neurotypischen Menschen. ADHS und ASS können den Alltag von betroffenen Menschen leicht bis sehr stark beeinträchtigen.
- AHDS
ADHS führt zu Aufmerksamkeits- und Konzentrationsschwierigkeiten, impulsivem, unüberlegtem Verhalten und übermässigem Bewegungsdrang (Hyperaktivität). Diese Symptome sind von Person zu Person unterschiedlich ausgeprägt. Häufig kommen rasche Stimmungsschwankungen und Organisationsprobleme in verschiedenen Lebensbereichen hinzu. ADS-Betroffene zeigen dieselben Symptome ohne Hyperaktivität. - ASS
Menschen auf dem Autismus-Spektrum sehen, hören und fühlen die Welt anders als ihre Mitmenschen. Sie haben oft Mühe, sich in andere Menschen einzufühlen, ihre Mimik zu lesen, adäquat mit ihnen zu kommunizieren und sich auf neue Situationen einzustellen. ASS-Betroffene reagieren zudem oft über- oder unterempfindlich auf Licht, Gerüche, Geräusche oder Berührungen und zeigen nicht selten Spezialinteressen oder repetitives Verhalten.
Beschreibung
Eine Belastungs- oder Traumafolgestörung kann sich entwickeln, wenn ein Mensch ein ausserordentlich bedrohliches Ereignis miterlebt hat – zum Beispiel einen Unfall, eine Vergewaltigung, eine Naturkatastrophe, Misshandlung oder Krieg. Dieses traumatische Ereignis kann das Erleben eines Menschen nachhaltig verändern.
Von einer akuten Belastungsreaktion spricht man, wenn sich jemand nach dem Ereignis ohnmächtig, verstört und völlig verunsichert fühlt. Verschwinden diese Gefühle nicht, kann sich eine Traumafolgestörung resp. eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) entwickeln. Betroffene erleben dabei das traumatische Ereignis innerlich immer wieder. Sie empfinden Schuld und Scham, erleben Wut, Panik und Hoffnungslosigkeit und haben oft Suizidgedanken.
Beschreibung
Menschen mit einer Borderlinestörung erleben oft extreme Gefühlsschwankungen und Verlassenheitsängste, denen sie ohnmächtig ausgeliefert sind. Die Folge können impulsive und selbstschädigende Handlungen wie exzessives Geldausgeben, Substanzmissbrauch, selbstverletzendes Verhalten, Suizidversuche oder unkontrollierte Wut sein.
Beschreibung
Ein Burnout kann entstehen, wenn Menschen am Arbeitsplatz chronischen Stress erleben und ihn nicht mehr erfolgreich verarbeiten können. Eine hohe Arbeitsbelastung, Zeitdruck, Konflikte mit Arbeitskolleg:innen, wenig oder kein Handlungsspielraum sowie fehlende Wertschätzung können ein Burnout begünstigen. Auch pflegende Angehörige können davon betroffen sein.
Bei einem Burnout fühlen sich Betroffene über längere Zeit körperlich, emotional und geistig völlig erschöpft. Sie haben oft Konzentrationsschwierigkeiten, können nicht mehr abschalten, fühlen sich überfordert, leer oder antriebslos, haben Stimmungsschwankungen und Schlafstörungen.
Die WHO klassifiziert das Burnout nicht als psychische Erkrankung. Sie bezeichnet als als «ein durch unverarbeiteten Stress am Arbeitsplatz ausgelöstes Syndrom».
Beschreibung
- Depression
Eine Depression ist kein vorübergehendes Stimmungstief, sondern eine ernstzunehmende psychische Erkrankung. Betroffene fühlen sich müde und antriebslos. Sie empfinden keine Freude mehr an Aktivitäten, die früher Spass gemacht haben, und fühlen sich innerlich leer oder traurig. Depressionen werden oft begleitet von Schlaf- und Konzentrationsstörungen, verändertem Appetit, Hoffungslosigkeit, Schuldgefühlen oder Suizidgedanken. - Bipolare Störung
Bei einer Bipolaren Störung wechseln sich depressive Episoden mit manischen Episoden ab. In einer manischen Phase sind Betroffene euphorisch, optimistisch und voller Energie. Sie fühlen sich stark, haben einen übermässigen Bewegungs-, Betätigungs- oder Rededrang und überschätzen sich oft selbst. Die Folge können risikoreiches Verhalten, aber auch starke Gereiztheit oder Aggressivität sein.
Beschreibung
Menschen mit Essstörungen sind gedanklich und emotional unablässig mit dem Thema Essen beschäftigt. Sie verweigern essen (Anorexie) oder essen unkontrolliert viel (Bulimie). Essstörungen sind psychische Erkrankungen, die zu ernsthaften und langfristigen Gesundheitsschäden führen können.
- Magersucht (Anorexie)
Menschen mit Magersucht (Anorexie) haben eine stark verzerrte Körperwahrnehmung. Sie unternehmen in ihrem Alltag alles, um möglichst viel Gewicht zu verlieren. Dies kann zu einer lebensbedrohlichen Unterernährung, zu Spitaleinweisungen oder sogar zum Tod führen. - Bulimie
Menschen mit Bulimie haben eine unkontrollierbare Neigung zu Heisshungeranfällen mit anschliessenden Essattacken. Damit sie nicht an Körpergewicht zunehmen, führen sie oft absichtliches Erbrechen herbei, nehmen Abführmittel ein oder machen exzessiv Sport.
Beschreibung
- Psychosen
Psychosen sind ein Überbegriff für psychische Erkrankungen, bei denen Betroffene phasenweise den Bezug zur Realität verlieren. Psychosen verändern die Wahrnehmung von sich und der Umwelt. Sie gehen oft einher mit Wahnvorstellungen, Halluzinationen, Denkschwierigkeiten, Antriebslosigkeit oder Getriebensein und sozialem Rückzug. Psychosen können auch bei Bipolaren Störungen und Depressionen auftreten. - Schizophrenie
Schizophrenie ist eine schwere psychische Erkrankung aus der Gruppe der Psychosen. Betroffene erleben phasenweise eine Veränderung ihrer Gedanken, ihrer Gefühle, ihrer Wahrnehmung und ihres Verhaltens. Typisch sind Wahnvorstellungen und Halluzinationen. Die emotionalen Reaktionen können von unangemessenem Überreagieren bis hin zu völliger Teilnahmslosigkeit reichen.