Weg­wei­ser für psy­chi­sche Ge­sund­heit im Kan­ton Bern
Weg­wei­ser für psy­chi­sche Ge­sund­heit im Kan­ton Bern

Psy­chi­sche Be­las­tun­gen er­ken­nen (Warn­zei­chen)

Frühwarnzeichen für Erschöpfung

Der Begriff „Burnout“ ist in aller Munde – und das aus gutem Grund. Er ist weniger stigmatisiert als beispielsweise „Depression“ und kann daher als Türöffner für eine grössere Akzeptanz psychischer Erkrankungen im Allgemeinen dienen.      

Besonders gefährdet sind Personen, die sich überdurchschnittlich engagieren, sich im Job stark verausgaben und hohe Erwartungen an sich selbst haben. Engagement ist grundsätzlich positiv – solange die eigenen Grenzen respektiert werden. Regelmäßig mehr zu leisten, als es die eigenen Energiereserven zulassen, führt jedoch zwangsläufig zur Erschöpfung.     

Alarmsignale: Zeit, aktiv zu werden

Je früher Sie auf Alarmsignale reagieren, desto grösser ist die Chance, die Abwärtsspirale zu stoppen. Sollten Sie über einen längeren Zeitraum mehrere der folgenden Anzeichen bei sich feststellen, suchen Sie Unterstützung. Dies kann bei Vorgesetzten, Personalverantwortlichen, Ihrem Hausarzt oder Fachleuten aus dem psychiatrisch-psychologischen Bereich erfolgen.

Warnzeichen  

  • Sie können in der Freizeit nicht mehr „abschalten“.
  • Sie arbeiten immer mehr, weil Sie länger brauchen, um Ihre Aufgaben zu erledigen.
  • Sie vernachlässigen Freunde, Familie und Hobbys zugunsten der Arbeit oder weil Sie einfach zu erschöpft sind, um sich in Gesellschaft zu begeben.
  • Sie fühlen sich häufig vollkommen ausgelaugt.
  • Ihre Konzentration leidet, und Sie sind vergesslicher als üblich.
  • Ein ständiges Gefühl der Überforderung begleitet Sie. - Sie sind nervös, gereizt und empfindlich; Kleinigkeiten, die Sie sonst nicht stören würden, ärgern Sie.
  • Sie schlafen schlecht, und nachts kreisen die Gedanken.
  • Sie fühlen sich körperlich angeschlagen.
  • Sie konsumieren vermehrt Substanzen, die Sie wach und aktiv halten sollen, oder solche, die Ihnen beim Schlafen helfen.

Klarstellung vorab: Das Prinzip „Einmal krank, immer krank“ gilt nicht für psychische Erkrankungen. Diese sind behandelbar, insbesondere wenn man frühzeitig mit der Behandlung beginnt. Daher ist es wichtig, frühzeitig professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Die Grenzen zwischen Gesundheit und Krankheit sind fliessend. Wir befinden uns selten im Zustand absoluter Gesundheit oder Krankheit; es gibt viele Zwischenstufen, die unsere Leistungsfähigkeit unterschiedlich beeinflussen.

„Mir kann das nicht passieren.“
Doch, es kann! Es gibt zwar Faktoren, die das Risiko erhöhen oder senken, aber letztlich haben wir keine vollständige Kontrolle über unsere psychische Gesundheit – genauso wenig wie über körperliche Krankheiten. In der Schweiz erkrankt jede zweite Person im Laufe ihres Lebens psychisch, und jede vierte Person ist in ihrer Leistungsfähigkeit beeinträchtigt. Psychische Erkrankungen können jede und jeden treffen. Viele Betroffene sagen: „Ich hätte nie gedacht, dass mir das passiert.“

Psychische Erkrankungen sind weit verbreitet und dennoch oft tabuisiert, was Ängste hervorruft. Daher ist es wichtig, über dieses Thema Bescheid zu wissen und offen darüber zu sprechen – sowohl im privaten als auch im beruflichen Umfeld.

Wenn Sie psychisch belastet sind, sollten Sie zunächst mit einem Familienmitglied oder einer vertrauenswürdigen Person darüber sprechen. Diese Person sollte Ihnen wichtig sein und sich in naher Zukunft nach Ihrem Befinden erkundigen. Tipps für solche Gespräche finden Sie auf www.wie-gehts-dir.ch.

Wenn Ihre psychische Belastung Ihre Arbeit beeinträchtigt – z.B. durch Erschöpfung, Gereiztheit oder häufige Konflikte – sollten Sie überlegen, ob Sie mit Ihrem Vorgesetzten oder der Personalabteilung darüber sprechen möchten.

Dabei sind folgende Fragen hilfreich: Wird in Ihrem Betrieb offen über psychische Belastungen gesprochen? Wie ist Ihr Verhältnis zu den betreffenden Personen? Welche Reaktion erwarten Sie?

Um die Haltung Ihrer Vorgesetzten zu testen, können Sie das Thema behutsam ansprechen, z.B. indem Sie laut über mögliche Ursachen Ihrer Erschöpfung nachdenken. Die Reaktion
Ihres Vorgesetzten gibt Aufschluss über deren Einstellung gegenüber psychischen Belastungen.

Ist die Reaktion unterstützend und wertfrei, könnte ein vertieftes Gespräch sinnvoll sein.  Wie geht es weiter?

Es gibt zwei Möglichkeiten:  

A) Sie entscheiden sich, das Thema nicht bei Ihren Vorgesetzten anzusprechen, weil Sie Diskriminierung befürchten. In diesem Fall sollten Sie sich an Ihre Hausärztin oder Ihren Hausarzt wenden
oder Unterstützung von einem Facharzt für Psychiatrie oder Psychologie suchen. Lassen Sie sich arbeitsrechtlich beraten, wenn Sie Diskriminierung befürchten oder um Ihren Arbeitsplatz fürchten (siehe Beratungsangebote auf der Rückseite).

B) Sie wissen, dass Ihr Betrieb unterstützend ist, und haben Ihre Situation den zuständigen Personen geschildert. Vielleicht können Sie auch mitteilen, dass Sie bereits in Behandlung sind. Dies zeigt, dass Sie Verantwortung für Ihre Gesundheit übernehmen, was ein wichtiges Signal ist.