Wegweiser für psychische Gesundheit im Kanton Bern
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Einfache Sprache – wie geht das?
Cornelia Kabus vom Wohnwerk Basel hat die wichtigsten Texte auf psy.ch in einfache Sprache übertragen. Die Texte werden in Kürze auf der Website aufgeschaltet. Vorab erklärt sie im Interview erklärt sie, worauf es dabei ankommt.
Sie haben die Texte auf psy.ch in einfache Sprache
übertragen. Wie sind Sie dabei vorgegangen?
Bei der Übertragung von Websites erstelle ich zuerst ein
Raster, damit der Auftraggeber, die Auftraggeberin weiss, an welcher Stelle der
Website die Version in einfacher Sprache eingefügt werden muss. Die einfache
Sprache ist sehr flexibel. Der Schwierigkeitsgrad der Sprache kann an die
Zielgruppe angepasst werden, im Spektrum zwischen leichter Sprache und
Standardsprache.
Welchen Schwierigkeitsgrad haben sie für die Nutzenden
von psy.ch gewählt?
Bei der Zielgruppe von Menschen in psychischen Krisen gehe
ich davon aus, dass sie das meiste verstehen und keine Erklärungen brauchen.
Sie wissen z.B., was eine Krankenkasse ist. Aber diese Menschen können sich vielleicht
nicht so gut konzentrieren. Oder sie werden von verschachtelten Sätzen
abgeschreckt und mögen nicht mehr weiterlesen. Dies gilt auch für Menschen, die
nicht Deutsch als Muttersprache haben.
Geht auch etwas verloren, wenn Texte in einfache Sprache
übertragen werden?
Auf jeden Fall. Es gilt immer abzuwägen, welche Information unbedingt
ankommen soll und welche zugunsten der Einfachheit verloren geht. Nuancen, die
man durch unterschiedliche Formulierungen ausdrücken kann, gehen ebenfalls
verloren. «Das ist nicht ganz unrichtig», drückt eine Nuance aus, die nicht in
einfacher Sprache ausgedrückt werden kann. Aber da es sich bei den Texten nicht
um literarische Texte handelt, sondern um Informationstexte, fallen diese
Nuancen weniger ins Gewicht. Manchmal muss ich mich entscheiden, was ich
weglassen will, damit der Text besser verstanden wird.
Was motiviert Sie persönlich dazu, sich mit einfacher
Sprache zu beschäftigen?
Ich bin sehr sprachaffin und habe mich schon als Texterin,
Journalistin und Übersetzerin von Fremdsprachen damit beschäftigt, wie ich
Informationen klar und prägnant vermitteln kann. Ursprünglich bin ich
ausgebildete Schauspielerin. Mir machte es grossen Spass, unterschiedlichen
Menschen Geschichten vorzuspielen. Je nach Publikum spielte ich die Geschichten
anders, das ging ganz von selbst.
Gibt es einen Lieblingstext, den Sie gerne in einfache
Sprache übersetzen würden?
Mich interessiert, wie Menschen überhaupt erst Lust bekommen
zu lesen und wie sie merken, dass Lesen auch mit ihnen zu tun hat. Ich würde
deshalb gerne einen Liebesroman übersetzen, der den Lesenden Spass macht. Einmal
pro Jahr übersetze ich für unsere Prüfgruppe ein Märchen in leichte Sprache.
Das können die Menschen lesen und verstehen und macht ihnen Freude.
*Cornelia Kabus hat für psy.ch Texte in «einfache Sprache»
übertagen. Sie leitet das «Büro leichte Sprache» im Wohnwerk Basel.
Erklärung: Was ist «einfache Sprache»? Was ist «leichte
Sprache»?
- «Einfache Sprache» bezeichnet eine vereinfachte Standardsprache. Komplexe
Texte sollen für möglichst viele Menschen einfach verständlich sein. Die
Zielgruppen können sehr unterschiedlich sein, und die Sprache wird an die
Zielgruppe angepasst. - «Leichte Sprache» ist nochmals einfacher als die «einfache Sprache».
Hauptzielgruppe hierfür sind Menschen mit einer kognitiven Beeinträchtigung.
Bei der leichten Sprache besteht ein Regelwerk, das es bei der Übertragung zu
beachten gibt. Im Büro leichte Sprache werden Texte in leichter Sprache
zusätzlich von einer Prüfgruppe auf ihre Verständlichkeit hin geprüft.